Mittwoch, 30. August 2006
30.07.2006
lula_fortune, 09:52h
30.07.2006
jetzt bin ich schon fast 5 wochen in indien...(das wird wieder eine lange e-mail)
ich habe mich eigentlich an alles gewoehnt, das am anfang gestoert hat. mein magen zB, ist wieder voellig in ordnung. selbst das dauerhupen kann ich mittlerweile ausblenden und die vielen neugierigen blicke und fragen.ab und zu muss man sich einfach sammeln und kurz tief luft holen! das ist eine gute schule fuer die nerven (okay, ich gebe zu so hin und wieder verliere ich die contenance). und manchmal passiert auch was nettes, wie das mich heute morgen im bus eine junge frau so in meinem alter die in meinem viertel wohnt ausgequetscht hat was ich bloss in rohini, sector 15 mache...ich bin mir sicher, das verbreitet sich nun wie ein lauffeuer in der nachbarschaft. wo ich wohne und arbeite (in rohini bzw. pitampura) bin ich die einzige weisse in einem radius von bestimmt 15 km.
und wenn ich von "dreck" rede (das scheint ja einige ziemlich irritiert zu haben) dann meine ich: alles ist irgendwie schmuddelig, nicht so super sauber und heiss mit viel atta geschrubbt wie in deutschland. und teilweise ist es auch richtig eklig schmutzig und es liegt vor sich hin gammelnder muell auf der strasse, den die heiligen (?) kuehe essen in jedem fall ist nicht alles dreckig; es gibt hin und wieder auch mal ein paar ameisen aber ich habe noch keine kakerlake oder ratte gesehen - wie manche ja befuerchtet haben! meine kollegen und mitbewohner wundern sich ueber die rigerositaet mit der ich meine tassen und teller spuele, denen genuegt es halt mit wasser abzuspuelen...
schlimm ist immer wieder die frage mit den bettelnden kindern, vor der jeder indien reisende glaub ich steht - geben oder nicht geben, was geben??? mich macht es traurig und es beschaemt mich wenn so ein kind an der bushaltestelle vor mir steht; ich gebe meisst was zu essen, (zuckerfreie) bonbons oder wasser, wenn ich was habe. ansonsten guck ich bloed und fuehl mich mies...
insgesamt finde ich auch, dass ich mich ziemlich gut eingelebt habe, aber meistens wenn man sich gerade nicht mehr wie eine auslaenderin (oder vielleicht sogar ausserirdische) fuehlt, passiert irgendwas, sagt jemand was, dass so absurd und fremd wirkt, dass man voellig perplex ist fuer einen augenblick.
generell muss man sagen, dass man in indien staendig mit krassen gegensaetzen konfrontiert wird.
ein land in dem ueber 50% der kinder unter 5 jahren an mangelernaehrung leiden und dass gleichzeitig probleme mit zunehmender adipositas und diabetes in der oberen und mittleren schicht hat. da faellt es schwer nicht innerlich sauer zu werden wenn man schwitzende magere cycle rikshaw fahrer sieht, mit schlechten zaehnen, die riesen fette seiden sari umhuellte frauen durch die gegend kutschieren.aber die verdienen natuerlich ihren lebenunterhalt damit, und sind gluecklich um jede fahrt!
manchmal wuensche ich mir, anstatt im buero zu sitzen und zu recherchieren und schreiben wuerde ich suppe kochen oder sonst irgendwas mit "sofort effekt" machen. aber ich glaube insgesamt, dass die arbeit die ich mache wichtig und sinnvoll ist. das projekt von PAIRVI wird von ICCO in holland und von misereor gesponsort. es geht um aufklaerungs und advocacy kampagnen und lobbying in bezug auf oekonomische, soziale und kuturelle rechte. ich mache hauptsaechlich sachen die mit der aussendarstellung von PAIRVI zu tun haben, wie schon erwaehnt den newsletter schreiben und zur zeit den jahresbericht. fuer den juli newsletter habe ich einen bericht ueber die gescheiterten WTO verhandlungen in Genf geschrieben, einen bericht ueber den einsatz von cluster bomben im israel-libanon konflikt und soll per anweisung meines chefs jetzt noch was ueber die naxaliten angriffe auf ein "tribal" camp in chattisgarh schreiben...die schwerste aufgabe bisher (habe nicht wirklich viel ahnung davon und weiss nicht ob meine einstellung zu der von PAIRVI im widerspruch steht...).
was hab ich gemacht die letzten wochen?
highlights waren ein besuch bei meiner arbeitskollegin, die ja leider zum 20. gekuendigt hat. sie ist 26 unverheiratet und wohnt demnach selbstverstaendlich noch bei ihren eltern. die eltern sind als das land pakistan nach der indischen unabhaenigkeit gegruendet/abgeteilt wurde nach delhi gefluechtet. sie sind hindu, aber gehen auch in den sikh tempel und der guru von nitikas vater ist ein sikh. wieso das jetzt so ist, habe ich leider nicht ganz verstanden - bin aber dran. neben ihren eltern und ihr wohnen noch die oma, der bruder und dessen frau sowie ein hausmaedchen in dem haus. alle waren unheimlich nett und ich wurde selbstverstaendlich ausgiebig bekocht. die familie ist sehr konservativ was freiheiten junger frauen angeht. alle waren sich einig, dass 21.00 uhr viel zu spaet ist, um als frau noch alleine mit der rickshaw heimzufahren, gar auf die strasse zu gehen, weshalb ich dann auch da uebernachten durfte/musste. ;) nitika
ist ja noch unverheiratet und will eigentlich selbst einen mann finden, aber falls es nicht klappt, so sagt sie, laesst sie sich eine ehe arrangieren...ihre mutter sucht schon immer die "matrimonials" kontaktanzeigen fuer heiratswillige, in der zeitung durch. die sind im vergleich zu unseren etwas auf andere details fixiert. da wird das jahreseinkommen, der beruf und akademische grad,die ungefaehre hautfarbe (populaer ist "marble white") und die kaste angegeben.
letzten sonntag war ich in der jama masjid moschee und danach auf dem spice market und noch so einem anderen markt, schlag mich tot wie der hiess. war aufjedenfall voll und chaotisch.
heute bin ich in paharganj zum shoppen, das ist das absolute touri viertel, man sieht mehr dreadlocks als auf einem deutschen reggaefestival. soll heissen, ich fuehl mich ganz wohl! :) und habe schon so einiges gefunden. schwer nicht zuzuschlagen bei den preisen!
ich haette nie gedacht, dass es einen so sehr schlaucht, aber 6 tage die woche von 9:00 bis 17:30 im buero, das ist hart! nach der arbeit will ich immer nur heim und lesen (was auch nicht verkehrt ist, schon 3 buecher durch).
in 2 wochen habe ich einen 5 tage trip in die berge mit 3 maedels die ich noch in jaipur kenne geplant, da freu ich mich unheimlich drauf!endlich raus aus der stadt! es ist independence day, da sind 3 tage (+wochenende) frei.
und ich habe mir fest vorgenommen zum yoga zu gehen, habe ein yogacenter relativ nah bei der arbeit, kurse sind jeden tag von 6-8. autsch. frueh aufstehen...
Hier sind mal ein paar von meinen ersten Fotos:
http://pg.photos.yahoo.com/ph/danielaishappy/album?.dir=/2ef6scd&.src=ph&.tok=phac2UFBNhMEBk.U
jetzt bin ich schon fast 5 wochen in indien...(das wird wieder eine lange e-mail)
ich habe mich eigentlich an alles gewoehnt, das am anfang gestoert hat. mein magen zB, ist wieder voellig in ordnung. selbst das dauerhupen kann ich mittlerweile ausblenden und die vielen neugierigen blicke und fragen.ab und zu muss man sich einfach sammeln und kurz tief luft holen! das ist eine gute schule fuer die nerven (okay, ich gebe zu so hin und wieder verliere ich die contenance). und manchmal passiert auch was nettes, wie das mich heute morgen im bus eine junge frau so in meinem alter die in meinem viertel wohnt ausgequetscht hat was ich bloss in rohini, sector 15 mache...ich bin mir sicher, das verbreitet sich nun wie ein lauffeuer in der nachbarschaft. wo ich wohne und arbeite (in rohini bzw. pitampura) bin ich die einzige weisse in einem radius von bestimmt 15 km.
und wenn ich von "dreck" rede (das scheint ja einige ziemlich irritiert zu haben) dann meine ich: alles ist irgendwie schmuddelig, nicht so super sauber und heiss mit viel atta geschrubbt wie in deutschland. und teilweise ist es auch richtig eklig schmutzig und es liegt vor sich hin gammelnder muell auf der strasse, den die heiligen (?) kuehe essen in jedem fall ist nicht alles dreckig; es gibt hin und wieder auch mal ein paar ameisen aber ich habe noch keine kakerlake oder ratte gesehen - wie manche ja befuerchtet haben! meine kollegen und mitbewohner wundern sich ueber die rigerositaet mit der ich meine tassen und teller spuele, denen genuegt es halt mit wasser abzuspuelen...
schlimm ist immer wieder die frage mit den bettelnden kindern, vor der jeder indien reisende glaub ich steht - geben oder nicht geben, was geben??? mich macht es traurig und es beschaemt mich wenn so ein kind an der bushaltestelle vor mir steht; ich gebe meisst was zu essen, (zuckerfreie) bonbons oder wasser, wenn ich was habe. ansonsten guck ich bloed und fuehl mich mies...
insgesamt finde ich auch, dass ich mich ziemlich gut eingelebt habe, aber meistens wenn man sich gerade nicht mehr wie eine auslaenderin (oder vielleicht sogar ausserirdische) fuehlt, passiert irgendwas, sagt jemand was, dass so absurd und fremd wirkt, dass man voellig perplex ist fuer einen augenblick.
generell muss man sagen, dass man in indien staendig mit krassen gegensaetzen konfrontiert wird.
ein land in dem ueber 50% der kinder unter 5 jahren an mangelernaehrung leiden und dass gleichzeitig probleme mit zunehmender adipositas und diabetes in der oberen und mittleren schicht hat. da faellt es schwer nicht innerlich sauer zu werden wenn man schwitzende magere cycle rikshaw fahrer sieht, mit schlechten zaehnen, die riesen fette seiden sari umhuellte frauen durch die gegend kutschieren.aber die verdienen natuerlich ihren lebenunterhalt damit, und sind gluecklich um jede fahrt!
manchmal wuensche ich mir, anstatt im buero zu sitzen und zu recherchieren und schreiben wuerde ich suppe kochen oder sonst irgendwas mit "sofort effekt" machen. aber ich glaube insgesamt, dass die arbeit die ich mache wichtig und sinnvoll ist. das projekt von PAIRVI wird von ICCO in holland und von misereor gesponsort. es geht um aufklaerungs und advocacy kampagnen und lobbying in bezug auf oekonomische, soziale und kuturelle rechte. ich mache hauptsaechlich sachen die mit der aussendarstellung von PAIRVI zu tun haben, wie schon erwaehnt den newsletter schreiben und zur zeit den jahresbericht. fuer den juli newsletter habe ich einen bericht ueber die gescheiterten WTO verhandlungen in Genf geschrieben, einen bericht ueber den einsatz von cluster bomben im israel-libanon konflikt und soll per anweisung meines chefs jetzt noch was ueber die naxaliten angriffe auf ein "tribal" camp in chattisgarh schreiben...die schwerste aufgabe bisher (habe nicht wirklich viel ahnung davon und weiss nicht ob meine einstellung zu der von PAIRVI im widerspruch steht...).
was hab ich gemacht die letzten wochen?
highlights waren ein besuch bei meiner arbeitskollegin, die ja leider zum 20. gekuendigt hat. sie ist 26 unverheiratet und wohnt demnach selbstverstaendlich noch bei ihren eltern. die eltern sind als das land pakistan nach der indischen unabhaenigkeit gegruendet/abgeteilt wurde nach delhi gefluechtet. sie sind hindu, aber gehen auch in den sikh tempel und der guru von nitikas vater ist ein sikh. wieso das jetzt so ist, habe ich leider nicht ganz verstanden - bin aber dran. neben ihren eltern und ihr wohnen noch die oma, der bruder und dessen frau sowie ein hausmaedchen in dem haus. alle waren unheimlich nett und ich wurde selbstverstaendlich ausgiebig bekocht. die familie ist sehr konservativ was freiheiten junger frauen angeht. alle waren sich einig, dass 21.00 uhr viel zu spaet ist, um als frau noch alleine mit der rickshaw heimzufahren, gar auf die strasse zu gehen, weshalb ich dann auch da uebernachten durfte/musste. ;) nitika
ist ja noch unverheiratet und will eigentlich selbst einen mann finden, aber falls es nicht klappt, so sagt sie, laesst sie sich eine ehe arrangieren...ihre mutter sucht schon immer die "matrimonials" kontaktanzeigen fuer heiratswillige, in der zeitung durch. die sind im vergleich zu unseren etwas auf andere details fixiert. da wird das jahreseinkommen, der beruf und akademische grad,die ungefaehre hautfarbe (populaer ist "marble white") und die kaste angegeben.
letzten sonntag war ich in der jama masjid moschee und danach auf dem spice market und noch so einem anderen markt, schlag mich tot wie der hiess. war aufjedenfall voll und chaotisch.
heute bin ich in paharganj zum shoppen, das ist das absolute touri viertel, man sieht mehr dreadlocks als auf einem deutschen reggaefestival. soll heissen, ich fuehl mich ganz wohl! :) und habe schon so einiges gefunden. schwer nicht zuzuschlagen bei den preisen!
ich haette nie gedacht, dass es einen so sehr schlaucht, aber 6 tage die woche von 9:00 bis 17:30 im buero, das ist hart! nach der arbeit will ich immer nur heim und lesen (was auch nicht verkehrt ist, schon 3 buecher durch).
in 2 wochen habe ich einen 5 tage trip in die berge mit 3 maedels die ich noch in jaipur kenne geplant, da freu ich mich unheimlich drauf!endlich raus aus der stadt! es ist independence day, da sind 3 tage (+wochenende) frei.
und ich habe mir fest vorgenommen zum yoga zu gehen, habe ein yogacenter relativ nah bei der arbeit, kurse sind jeden tag von 6-8. autsch. frueh aufstehen...
Hier sind mal ein paar von meinen ersten Fotos:
http://pg.photos.yahoo.com/ph/danielaishappy/album?.dir=/2ef6scd&.src=ph&.tok=phac2UFBNhMEBk.U
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